Kann man wirklich den Charakter eines Menschen am Gesicht ablesen?

Eine ausführliche Einführung

Carl Huter (1861 – 1912) begründete die Lehre der Psychophysiognomik und prägte den Satz, dass der Mensch für sein äußeres Erscheinungsbild, insbesondere den Ausdruck im Gesicht, ab dem 30. Lebensjahr selbst verantwortlich sei. Damit meint er eine gewisse Bewusstwerdung seiner eigenen Stärken und Schwächen und ein aktives Arbeiten an seiner Persönlichkeit im Gegensatz zu der Einstellung, dass man ja nichts dafür könne, wer man sei und was einen ausmache. Also „Ich bin ja ein Produkt der Gene meiner Eltern.“ Huter behauptet aber, dass wir für unsere Entwicklung selbst verantwortlich sind. Angenommen, dass diese Annahme stimmt, dann müsste sich eben eine solche Veränderung auch tatsächlich im Gesicht widerspiegeln.

Den Charakter und die Wesensmerkmale eines Menschen am Gesicht quasi ablesen zu können und sich somit auf sein Gegenüber einstellen zu können war schon seit jeher ein Wunsch des denkenden Menschen. Schon Aristoteles sprach darüber, Goethe forschte auf diesem Gebiet und viele weitere namhafte Personen wären in dieser Reihe zu nennen. 

Ich möchte Ihnen helfen, sich dem Gedanken anzunähern, dass wir alle bereits täglich aus den Gesichtern der Menschen lesen. Vieles davon natürlich auf einer weniger bewussten Ebene. Zwei Beispiele: 

Sie sehen einen alten Freund, nennen wir ihn hier Fritz, nach circa 10 Jahren wieder und begrüßen ihn mit den Worten: „Fritz, hast Du Dich aber verändert, ich hätte Dich kaum wieder erkannt!“ Und am gleichen Tag begegnet Ihnen eine alte Freundin, die Sie auch circa 10 Jahre lang nicht gesehen haben. Nennen wir sie hier Anna und die Begrüßung könnte so lauten: „Anna, wir haben uns ewig nicht gesehen und Du hast Dich überhaupt nicht verändert!“

Wenn wir hier die Kompetente der Höflichkeit hinaus rechnen, so kann es doch sein, dass der eine Mensch sich – äußerlich betrachtet – in 10 Jahren extrem stark und der andere sich kaum verändert hat. Und als Psychophysiognom behaupte ich, dass im Inneren der beiden genau das gleiche passiert ist. Sogar ganz ohne jegliche Wertung. Einfach neutral betrachtet. Ob eine solche Veränderung durch äußere Umstände als aufgezwungen erlebt wurde, oder es sich um sogenannte freiwillige Prozesse handelte, spielt hierbei auch keine Rolle. Wir betrachten das Gesicht eines Menschen möglichst wertneutral: Einfach anschauen, was gerade ist.

Als zweites Beispiel lade ich Sie ein, an einen Menschen aus dem nächsten Familienumfeld zu denken. Also jemanden, den Sie täglich sehen. Wenn dieser Mensch ihnen morgens begegnet, werden Sie aufgrund der Fülle an älteren Vergleichsbildern in Ihrer Datenbank sofort auch nur die kleinste Veränderung wahrnehmen und möglicherweise äußern: 

Psycho-Physiognomie, das gelbe Naturell

Im unserem System steht der gelbe Typ für den Dichter und Denker, für den Wissenschaftler, aber auch für den Philosophen.
Er mag keine stürmischen, körperlichen Annäherungen und ist gerne auf Distanz. Durch seine feinfühlige und sensibler Art erfasst und durchschaut er seine Mitmenschen auf einer intuitiven Ebene.
Er redet gern viel und kann sich in Vorträgen verlieren, auch wenn diese von seinen Zuhörern nicht gleichermassen geschätzt sein mögen.

„Du siehst heute aber —piep— aus. Geht es Dir nicht gut?“ Höchstwahrscheinlich könnten Sie nicht einmal genau sagen, woran Sie das Unwohlsein ausgemacht haben. Außer es sind offensichtlich große rote Pusteln auf weißer Haut – oder ähnlich dramatisches zu sehen. 

Blau repräsentiert einen Menschen, der Genuss liebt, der an Traditionen festhält. Loyalität, Werte, ökonomisches Denken prägen seine Welt. 
Er würde nie unbedacht einfach durch die Gegend laufen. Beharrlichkeit, Geselligkeit und Ruhe sind ihm wichtig. 
Hat man ihn als Freund, so weiß man einen verlässlichen, treuen Partner an seiner Seite. 

Was ist geschehen? Sie haben kleinste Veränderungen und Verfärbungen wahrgenommen und gedeutet. Und das gleiche tun wir alle, völlig unbewusst natürlich, täglich bei Menschen, die wir das erste Mal sehen. In gerade diesem Erstkontakt, in dem wir keine Vergleichsbilder von einem Menschen aus früheren Begegnungen haben, rattert unser Hirn die vorhandene Datenbank an Gesichtern durch und sucht nach Ähnlichkeiten oder Vertrautheiten. Der uralte Überlebensmodus zwingt uns dazu in kürzester Zeit zwischen potentiellem Freund oder Feind zu entscheiden. Die Antwort kommt oft in Form von Gefühlen von Sympathie oder Antipathie. 

Durch die von Carl Huter erforschten „Landkarten“ der Körper- und Gesichtsformen sind wir heute in der Lage dieses unbewusste Geschehen in bewusste Bahnen zu lenken. Auch wenn mein Körper mir Gefühle der Antipathie als eine Abwehrreaktion sendet, so kann ich über den Verstand mein Gegenüber analysieren. Indem ich die circa 100 Punkte im Gesicht in Relation setzen und möglicherweise feststellen, dass dieser Mensch vielleicht nicht wirklich der ideale Lebenspartner wäre. Aber dass ich mich jetzt hier in einer geschäftlichen Situation/Begegnung sehr wohl auf ihn einstellen kann, dass ich mich nicht körperlich verteidigen oder verstellen muss.

In seinen vielfältigen Werken beschreibt Huter, dass wir natürlich eine Mischung der Erbanlagen von unseren Eltern darstellen. Dass sich aber aufgrund von oben beschriebenen Änderungen im Leben einzelne Merkmale im Gesicht marginal verändern können. „Das Innere formt das Äußere!“ ist einer seiner Leitsätze. Und durch das Betrachten der äußeren Merkmale kann ein geschulter Beobachter auf die inneren Vorgänge schließen.

Um das System der PsychoPhysiognomik etwas besser zu verstehen, möchten wir hier kurz noch die Vorgehensweise erklären, wenn wir eine ausführliche Betrachtung eines Menschen vornehmen:

Der Rote ist der Macher, der Tatmensch. Er bewegt sich gern und kann nur schwer still sitzen. Lange Besprechungen langweilen ihn, weil er in der Zeit schon so viel hätte schaffen können.
Seine Energie kann andere Menschen mitreißen und anstecken. Er kann mit seiner Strenge und fordernden Art andere aber auch leicht überfordern und bedrängen.
Wenn er abends sieht, dass er vieles von seiner To-do-Liste abstreichen konnte, hat er einen guten Tag erlebt.

Zunächst zeigen die Form des Gesichtes und der Körperbau viel darüber,  welcher der sechs Grundtypen vorliegt. Jeder der sechs Grundtypen hat der Einfachheit halber eine zugeordnete Farbe, sodass wir im weiteren Verlauf dieses Buches von diesen Farbtypen sprechen werden. 

Danach werden die Ohren betrachtet. Sie berichten über die Mission des Menschen für dieses Erdenleben. Wenn Sie an die Reinkarnationslehre glauben und davon ausgehen, dass unsere Seele mehrere Male in einen irdischen Körper inkarniert, so stehen die beiden Ohren, die ein Mensch nun gerade mitgebracht hat dennoch für eben diesen Erdenzyklus, den wir jetzt gerade in diesem Körper durchlaufen. 

So zeigen die Ohren auf, ob der Mensch sich eher mit spirituellen, intellektuellen oder mit körperlich greifbaren Erfahrungen auseinandersetzen möchte. Dort kann man nicht ablesen, in welcher Firma er arbeiten wird, denn es ist der Seele wohl gleich, ob er, wenn er Erfahrungen im Verwaltungsbereich sammeln möchte, dieses nun in einer Bank, Versicherung, Behörde oder öffentlichen Verwaltungseinrichtung als Sachbearbeiter durchlebt.

Grün, die Mischung aus dem Gelben und Blauen, könnte mit der Überschrift versehen werden: „Fürsorge auf zwei Beinen“.
Diese Menschen kümmern sich um andere, sie erspüren, was jemand braucht und umsorgen und versorgen andere gern. 
Sie können schlecht NEIN sagen und werden leider oft ausgenutzt. Das führt dazu, dass diese sonst sehr weichen, feinen und empfindsamen Menschen verhärmt werden können. 

Ebenso wenn der Schwerpunkt auf handwerklichen Fähigkeiten liegt, können wir nicht genau ablesen, ob der Mensch sich besser als Automechaniker, Installateur oder Maurer betätigen wird. Aber dass es eine körperorientierte Tätigkeit sein wird oder nicht, das lässt sich deutlich am Ohr erkennen.

Die Nase eines Menschen verrät, was er bisher gelebt hat, was ihn antreibt, motiviert und bewegt. Neugierde, Gründlichkeit, Bewegungsdrang, Freude am Genuss, schauspielerisches Talent, physische Belastbarkeit, Geisteskraft, ein bestimmter Aspekt der Emotionalität und Präsenz sind nur einige der Dinge, die dort an 17 Punkten ablesbar sind.

Orange entsteht aus der Mischung von Rot und Gelb. Hier haben wir Menschen, der Verstand und hohe Schaffenskraft miteinander vereint. Manchmal aber auch die Kombination aus „in Gedanken verloren sein“ mit nervösem Aktionismus. 
Diese Menschen sind oft sachlich, korrekt, kontrolliert und nicht im emotionalen Drama verloren.

Als nächstes wird der Mund betrachtet. Hier finden wir an der Oberlippe Zeichen, die über das Bedürfnis nach Gefühlen und Emotionen berichten. Es geht sowohl um Quantität als auch die entsprechende Qualität. Die Unterlippe berichtet über das, was davon wirklich gelebt wird. Auch das Redebedürfnis ist am Mund zu erkennen. 

Die Kinn- und Unterkieferpartie zeigen die Fähigkeit, den Willen und das Bedürfnis zur motorischen Umsetzung der Dinge, die der Verstand für sinnhaft definiert hat. Es geht also um den Wunsch und die Fähigkeit, die PS auf die Straße zu bringen. 

Herzlichkeit und anderes lesen wir an den Wangen ab.

Die Stirn offenbart das Denkleben eines Menschen. Welche intellektuellen Fähigkeiten sind vorhanden, welche davon sind in Benutzung? Wo schlummern möglicherweise noch Talente und weitere Fähigkeiten, die nur erweckt werden wollen?

 

Bei dem Lila-Typus erleben wir die Mischung aus Rot und Blau. 
Die Kombination aus Ökonomie (Blau) und Tatkraft (Rot) erschafft das Potential für den „idealen Unternehmer“. 
Dauerpower und die Fähigkeit, Dinge auch mal auszusitzen prägen diesen Typ. 
Seine eigenen Interessen stehen stets im Vordergrund.

Die Haare als Ausdrucksebene der Seele sprechen über Feinfühligkeit, Anpassungsfähigkeit, Widerstandskraft und vieles mehr. Dies soll nur ein kleiner Ausschnitt aus den ca. 100 Punkten im und am Gesicht geben, die wir in einer ausführlichen Analyse betrachten. Hinzu kommen noch weitere Körpermerkmale.

In der Physiothorik nun betrachten wir eine Auswahl der Merkmale, einige leicht zu erkennende Formen und verzichten darauf, den Menschen in aller Tiefe analysieren zu wollen. Denn wir haben in der Physiothorik ein klares Ziel:

Wir wollen die Teilnehmer unserer Seminare fit machen im Umgang mit anderen Menschen.

Durch die Anwendung der Physiothorik können Sie die dominanten Wesensmerkmale sofort erkennen und sich auf Ihren Mitmenschen einstellen und seine Sprache sprechen.